| Presse |
Klaus Brückner & Trio Barocco Vivente
Die abenteuerliche Reise des Klaus Brückner zu Giacomo Casanova mit dem Trio Barocco Vivente
Philosoph und Frauenflüsterer
Klaus Brückner und das "Trio Barocco Vivente" bieten lustvolle Begegnung mit Casanova
Er war Abenteurer, Globetrotter, sinnenfroher Lebemann und vor allem ein Frauenheld - dieser anno 1725 in Venedig geborene Giacomo Casanova. Wäre er nicht nebenbei auch noch ein begnadeter Briefeschreiber, der mit seinen unzähligen Herzensdamen sowie mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit quer durch Europa lebhafte Korrespondenz unterhielt und hätte er nicht einst in der beschaulichen böhmischen Grafschaft Dux sein bewegtes Leben detailliert niedergeschrieben, so wäre die Welt um eine Legende ärmer!
Intime Lebenserinnerungen
Der Brockhaus-Verlag (seit 1820 Eigentümer des Original-Manuskriptes von Casanovas Memoiren) brachte diese intimen Lebenserinnerungen, die zugleich eine sorgfältig recherchierte Gesellschafts-Analyse des 18. Jahrhunderts sind, in verschiedenen Versionen an die Öffentlichkeit. Seitdem beflügelt Casanova die Phantasien von Generationen - und erlebt in der nach Lust- und Lebens-Maximierung ausgerichteten Gegenwart eine wahre Renaissance. So erwies auch die Oberstdorfer Kulturgemeinde diesem lebenshungrigen "Frauenflüsterer" zum Spielzeit-Ausklang ihre Reverenz. Mit dem Schauspieler Klaus Brückner und dem musikalisch virtuos aufspielenden "Trio Barocco vivente" hatte man dabei eloquente Interpreten ins sinnenfrohe Rennen geschickt.
Bervor er sich so richtig ins Zeug legte und ins authentische Kostüm schlüpfte, ließ Brückner die weniger bekannten Facetten der schillernden Persönlichkeit transparent werden. Dass Giacomo Casanova auch ein scharfer Denker und Philosoph war, der die politischen Machenschaften und gesellschaftlichen Befindlichkeiten seiner Zeit präzise reflektierte und eigentlich damals schon den europäischen Gedanken lebte, sei im gängigen Lebemann-Klischee untergegangen, hatte Brückner herausgefunden. "Seine Berufung war, quer durch Europa zu reisen und sich zu verlieben."
Trefflich musikalisch begleitet mittels Bach, Vivaldi, Brescianello und natürlich Mozart, nuanciert auf Flöte (Willy Freivogel), Oboe (Andreas Vogel) und Gitarre (Siegfried Schwab) intoniert, hatte sich Brückner als "Casanova" inzwischen warmgelaufen. Er schritt durch die Zuschauerreihen und vereinnahmte diese als Kulisse für seine "Reise nach Paris" und für's "ganz besondere Kostümfest". Inzwischen hatte er längst die Textvorlagen zur Seite gelegt und sich die Rolle übergestülpt. Durch seinen eindringlichen Vortrag und rezitierte Memoiren-Passagen entfaltete sich allmählich das Phänomen Casanova.
Das "Liebeskonfekt"
Casanova liebte die Frauen und betete sie an. Womit sein schier unglaublicher Erfolg bei der Damenwelt jedoch noch nicht ausreichend erklärt sein dürfte! Wie seine Original-Texte verdeutlichen, war er nicht nur ein überaus phantasievoller Liebhaber,sodern auch ein Meister der Sprache, der mit beredten Worten jeweils die Auserkorene ebenso liebkoste wie mit seiner physischen Präsenz. Sein "Liebeskonfekt" (mit dem pürierten Haar der Liebsten) und die Anfertigung eines Ringes für die verbannte "einzig geliebte" Katharina wurden als Beispiele einer emotionalen wie sprachlich virtuosen Hingabe vorgestellt. Daneben kritische Betrachtungen zum Frankreich vor und nach der Revolution und eine Abrechnung mit Ludwig XVI.
Am Anfang und am Ende dieses "Bühnenstücks mit Musik" stehen die Erinnerungen des ruhelosen, unersättlich lebenshungrigen (einst aus den gefürchteten Bleikammern von Venedig geflohenen) nunmehr gealterten Goacomo Casanova. Lebhafter Beifall für Klaus Brückners und des Trios "Barocco vivente" ausdrucksvolle Interpretation dieser Begegnung mit einer "Frauenflüsterer"-Legende.
Oberallgäu-Kultur, Oberstdorf (27.05.2006), Rosemarie Schwesinger